Vidi, audi, dixi.

- Erscheinung spontan -

Nr. 17.


20. Sept. '09./ 21. Aug. '15


Ausgaben:

Project „GalanteWelt“

Galante Peruque

Generalbaß-Musik

Lully – Corelli

Auf Heller & Pfenning

Schrot und Korn

Historischer_Tanz

Museumsbesuch

Galante Epoche?

Warum galante Welt

Wider das 'b'-Wort

Histor. Correspondenz

Messen & rechnen

Reenactment

Der Schreibmeister

Gutnachbarschaftlich

Künftige Erscheinung

Galante Reinlichkeit

Diktatur der Historiker

»Günstiger Leser«

"Von Anfang an war geplant, diese Zeitung später einmal in größeren Abständen erscheinen zu lassen. Bislang hat sie einfach fast alles überwuchert, was an Teutsch-sprachigen Werken zusätzlich weiterhin eigentlich auch ersprießen sollte. Und damit endlich auch wieder Teutsche Wercke ein Chance haben, hoch zu kommen, muß sich unsere Gazette etwas zurücknehmen."

So begann hier der letzte Articel am "20. September '09". Bis dahin war die Gazette "allsonntäglich" erschienen, was im Frühsommer 2009 als inspirirend, später dann zunehmend als Last empfunden wurde. Der Gedanke, es müßten wieder mehr teutschsprachige Werke creirt werden, war durchaus noch im Hinterkopf, wurde aber genauso wenig umgesetzt. Denn was der Articel an jenem 20. September verschwieg, war die Tatsache, daß sich meine Welt im September 2009 auf den Kopf stellte, indem vollkommen andere Interessen in den Vordergrund traten. Dies war sicherlich auch Ausbruch aus jenem Turm, den ich zunehmend in meiner Erforschung der galanten Generation sah. In meinem Überdruß entwarf ich obigen übermalten Kopf, den ich damals nicht verwendete. Der usprüngliche Articel war auch Englisch gewesen und sprach von einer völlig anderen Welt. Die neuen Interessen gingen auf meine Zeit in den 80ern zurück: 30er Jahre Swing, alte Hollywoodfilme, Stepptanz und über allem schwebte mein früheres Idol Ginger Rogers. Zufällig war in meinen Turm die Information gedrungen, daß die alten Tanzfilme mit Fred Astaire und Ginger Rogers auf DVD zu erwerben waren, zumal auch noch in Originalsprache. Dies führte zu vermehrter Beschäftigung mit Americanischem Englisch, welches inzwischen annähernd so sicher ist wie mein Deutsch und Teutsch. Während die englischsprachigen Blogs im Umfeld von galantewelt.de heute die Galante Welt global erläutern, war mein Blogthema 2010 der Hollywoodfilm der 30er Jahre. Meine Freunde waren gleichgesinnte Americanische Blogger, die mich als Americanerin einschätzten. In 2011 geriet ich in den Wahlkampf um die Wiederwahl Präsident Obamas und bekämpfte als "left-wing liberal-progressive activist" Republicans. Nie zuvor war ich social so sehr im Internet integrirt gewesen wie in America. Die Galante Welt war weit entfernt und anstelle von Teutsch dachte ich Americanisch.

In den Jahren 2009/10 gab es durchaus eine Idee, nach Möglichkeit irgendwann ganz in die USA überzusiedeln. Solange ich mich vornehmlich mit alten Hollywoodfilmen beschäftigte, sah ich nur die vordergründige Nettigkeit der Americanischen Gesellschaft. Als creativer Kopf wird man in Deutschland wenig geachtet, was in America anders ist. Es ist dort üblich, das Werk anderer zu würdigen und über den Klee zu loben. "Great post/ appreciate it/ love your article/ keep on your great work!" Herausragende Leistungen, die in Deutschland leicht als verdächtig gelten, werden dort bewundert. Dahinter steht jedoch nicht nur Freundlichkeit, sondern eine gnadenlose Leistungsgesellschaft, in welcher der individuelle Erfolg des Einzelnen alles gilt. Die sociale Grausamkeit Americas stand mir in der Americanischen Politik dann deutlich vor Augen. Anfang 2013, nach erfolgreicher Wiederwahl Obamas, war die Idee nach America überzusiedeln undenkbar. Was mir jedoch nicht gelang, war meine politische Integration in Europa-Politik, weil ich inzwischen viel zu Americanisch fühlte und dachte. In den Jahren 2013/14 war meine Sprache einfach nur Jazz, den ich bei etlichen Auftritten spielte. Im Mai 2015 orientirte ich mich schließlich in die Generalbaß-Music ('Händel-Swing') zurück. Urplötzliche HTML-Geistesblitze führten zu einer neuen Blüte von Galantewelt.de. Weshalb nun ja auch die vorliegende Gazette besser aussieht.

Als Linkintellectuelle hatte ich die deutsche Merkelrepublic früher nur als ärgerlich empfunden. Aus Americanischer Perspective gewann ich einen völlig anderen Blick. Hier war Deutschland plötzlich das Socialparadies, auf das die Linke Americas ständig verweist: "Socialism is possible—look at Germany!" Das war ja mein beliebtester KO-Schlag gegen Republicans gewesen. Ich verwies auf das deutsche Beispiel, die Gegenseite wehrte ab, "That's communism" - worauf ich dann die Christlich conservative Socialwohltäterin Merkel herausstrich. Was Christliche Rechte in den USA sprachlos macht, indem es ihr simplificirtes, schiefes Weltbild erschüttert. Das ist die globale Realität. Was in Deutschland als conservativ-liberal critisirt wird, ist unter den Socialdarwinisten der Republican Party als Linksradical verschrien. Umgekehrt sind die Linken in der Democratic Party noch immer relativ pro-gun, leistungs- und erfolgsbetont, sowie nicht selten sogar für die Todesstrafe. So extrem sind die socialpolitischen Gegensätze zwischen Deutschland und den USA. Wer die Haifischbecken der Welt etwas genauer besehen hat, weiß zu schätzen wie kuschelig es in Deutschland ist. Die galante Welt von 1715 hat ganz ähnliche Züge. Frankreich ein social- und machtpolitisches Gemetzel, England bekannt für Massenelend etc./etc. ..... Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich es vorziehen würde im Heiligen Römischen Reich zu leben.

Was den Erscheinungsrhythmus der vorliegenden Gazette angeht, so legte ich damals am 20. September 2009 den jeweils 1. des Monats fest und vermutete, dies mit links ganz nebenbei zu schaffen. Was eine Fehleinschätzung war. Es ist klüger, dies als unregelmäßig spontan zu definiren. Sobald Zeit knapp wird, hat Music-machen immer Vorrang. Mit Quellenangaben werde ich künftig geiziger sein, nachdem ich hier nachdenklich geworden bin. Man hört in den Medien von faulen Doctoranten, die Inhalte aus dem Netz stehlen. Anscheinend ist das Netz von arbeitsscheuen Studenten wie mit Heuschrecken befallen. Für diese Idioten will ich künftig keine unbezahlte Tippse mehr sein - ein Gedanke der mich auch im Spätsommer 2009 beschäftigte. Mittels Quellen habe ich belegt, daß die galante Welt des frühen 18. Jahrhunderts tatsächlich galante Welt heißt. Außerdem habe ich mittels Quellencitaten gängige Vorurteile gegen die galante Generation ausgeräumt. Eines wäre freilich noch auszuräumen: Die Vorstellung, die galante Generation stänke, weil sie sich nicht wusche. Eine Vielzahl von Quellen zeigt, daß auch dies lediglich ein beliebtes Vorurteil der Nachwelt ist und diese zusätzlichen Quellen werden hier noch zu Wort kommen.

Die galante Welt wird künftig wieder zurückschießen. Dabei kann ich auf meine früheren Quellenverweise zurück verweisen, um ansonsten mehr Argumenation aufzuwenden.

Demoiselle




Die Generation um 1700 schießt zurück!